Mit dem Umzug der Schwestern in unser neues Provinzhaus hat auch die von unserer 2008 verstorbenen Schwester Kunigild aus der Kraft ihres Vorsehungsglaubens geschaffene Marienfigur, die im alten Haus einen „Indoor-Platz“ hatte, einen würdigen, neuen Standort im frisch angelegten Garten bekommen. Dieser Gartenplatz, der mit Bänken zum Verweilen einlädt, wurde mit einer Marienandacht eingeweiht.
Beim Betrachten der Figur fällt neben dem ruhigen Gesichtsausdruck der klare Kristall ins Auge, den die Madonna in ihrer rechten Hand hält. In der biblischen Offenbarung 2, 17 heißt es: Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer siegt, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben. Ich werde ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein steht ein neuer Name geschrieben, den nur der kennt, der ihn empfängt. Wenn man die Sätze in ihrem Zusammenhang liest, wird klar, dass dieser Stein dem versprochen ist, der Versuchungen und Anfechtungen Kraft seines Glaubens überwindet. In der Antike hatte ein weißer Stein verschiedene Bedeutungen. Ein weißer Stein galt im Gerichtssaal als Zeichen des Freispruchs. Weiter wurde bei gesellschaftlichen Ereignissen ein weißer Stein als Eintrittskarte an die Armen verschenkt, die bei Vorlage des Steins etwas zu Essen bekamen. Vor diesem Hintergrund könnte man diesen Stein als von Christus ganz persönlich erhaltene Zulassung ins Reich Gottes verstehen.
Der „neue Name, den nur der kennt, der ihn empfängt“, deutet an, dass es sich um eine auf den einzelnen Menschen ganz individuell zugeschnittene Anerkennung Jesu handelt. Mich erinnert dieser Name an einen Kosenamen, den man in einer Liebesbeziehung, von Freunden oder in der Familie erhält, also von Menschen, die uns lieben und wirklich gut kennen. Oft nehmen diese Namen deshalb ganz liebevoll persönliche Eigenarten auf‘ s Korn. In der Regel werden sie auch nicht in der Öffentlichkeit verwendet, sondern nur im Miteinander von Namensgeber/in und Namensträger/in. Die gleiche zärtliche Vertrautheit und Gemeinschaft möchte zwischen Christus und jedem Einzelnen leben.
Für Maria als Jesu Mutter trifft jeder Deutungsversuch des Steins in besonderer Weise zu.
Vielleicht hält unsere Marienfigur dem Betrachter den Stein als persönliche Verheißung entgegen?
Nachfolgenden Gedanken hat sich die Künstlerin Sr. Kunigild selbst zu ihrer Figur gemacht:
Tochter unserer Erde …
Einfachheit ist deine Schönheit,
deine Anmut königlich!
Gottes hohe Auserwählung
trägst du ungetrübt und kristallklar
durch das irdische Leben –
durch alle Ratlosigkeit –
durch alle Ausweglosigkeiten –
durch alle Anfechtungen –
durch alle Ängste und Leiden –
O, was für Leiden! –
Mädchen Maria,
deine Demut ward
mit reicher Fruchtbarkeit beschenkt:
Du trugst die Frucht – die Heilung
und Heiligung für alle Völker –
für alle Zeiten:
Jesus, Gottes Sohn, den Retter der Welt!
(Betrachtung von Sr. Kunigild)
Sr. Silvia-Johanna
GENERALAT DER SCHWESTERN VON DER GÖTTLICHEN VORSEHUNG
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