Wir haben Töchter, Söhne und Enkelkinder.
Wir, das sind die 74-jährige Vorsehungsschwester Brunhilde und die 70-jährige pensionierte Realschullehrerin Brigitta.
Seit gut vier Jahren sind wir nämlich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig. Mit einigen der Familien, die wir betreuen, sind wir so sehr verbunden, dass man uns als Mütter bzw. Omas ansieht und uns auch so nennt. Sind wir einmal nicht in Gladbeck, kommen Anrufe oder eine SMS mit der Äußerung: “Wir vermissen Euch!”
Warum vermisst man uns? Was machen wir?
Wir sind Flüchtlingsbeauftragte der Caritas und der Pfarrei St. Lamberti in Gladbeck. Anders als die Behörden, die rein bürokratisch vorgehen, versuchen wir, den Menschen hier in Deutschland ein neues Zuhause zu geben. Wir hören uns ihre Nöte an und helfen, Lösungen zu finden. Bei Sprachproblemen hilft oft der Gebrauch der englischen Sprache. Damit aber auch die deutsche Sprache mehr und mehr zum Medium wird, gibt es hier und da von uns selbst die eine oder andere Deutschstunde gratis. Mit großem Eifer werden diese Angebote wahrgenommen und dank der regelmäßigen Deutschstunden in Kursen, bei deren Finanzierung wir auch oft helfen, kommen “unsere Leute” schon recht gut im Alltag klar. Bei Behördengängen wird allerdings noch häufig unsere Hilfe gebraucht. So ist es auch bei Arztbesuchen und der Inanspruchnahme von Rechtsanwälten. Wir versuchen, für die Kleinen einen Kindergartenplatz zu besorgen; für die Größeren, die geeignete Schule zu finden bzw. den Besuch der Hochschule/Universität zu ermöglichen.
Auch am kulturellen Leben sollen die Flüchtlinge teilnehmen können. Da eignen sich besonders Konzerte und Tanzveranstaltungen. Manches “Flüchtlingstalent” wurde sogar im Bereich Musik schon entdeckt, und ihre Auftritte erfreuen bereits ein breites Publikum. So trat eine Sängerin aus Albanien schon in mehreren Gladbecker Kirchen und bei Kulturveranstaltungen auf.
Beeindruckt vom christlichen Miteinander haben sich bereits 20 Flüchtlinge taufen lassen, 8 empfingen das Sakrament der Firmung und ein Paar fand den Weg zum Traualtar.Besonders stolz sind wir, dass man uns in mehreren Fällen bat, die Patenschaft zu übernehmen. Diesem Wunsch kamen wir natürlich gerne nach. So sind wir auch bei freudigen Anlässen gern gesehene Gäste. Es werden Geburtstage mit uns zusammen gefeiert und mit unserem PKW Freunde und Verwandte besucht, die nicht in Gladbeck leben.
Auch unsere eigenen Landsleute scheint unser Engagement zu beeindrucken, denn nicht selten bekommen wir größere Geldspenden und andere Hilfe angeboten. Das Möbellager, das wir aufgebaut haben, konnten wir in die Hände von jüngeren Männern übergeben. Trotz allem werden wir persönlich noch oft genug von Leuten angesprochen, die sich von einem Möbelstück trennen müssen und es in guten Händen wissen wollen. Unsere Flüchtlinge sind – wie sie selbst sagen – Tag und Nacht für uns da, wenn wir ihre Hilfe bei Transporten oder anderen Hilfeleistungen brauchen. Gern helfen die Männer spontan bei Aktionen für andere Flüchtlinge, selbst wenn sie diese gar nicht kennen. Häufig setzt sich die Helfertruppe aus Menschen verschiedenster Nationalitäten und Glaubensgemeinschaften zusammen.
Vor nicht allzu langer Zeit galt es sogar, auf Drängen des Sozialamtes, die alte, voll eingerichtete Wohnung einer albanischen Familie aufzulösen und eine neue Wohnung zu beziehen, ohne dass die Familie selbst anwesend sein konnte. Diese hielt man nämlich in Albanien fest, da die Deutsche Botschaft mit dem Fertigstellen von Einreisepapieren nicht zeitig genug nachkam. Freunde hatten die neue Wohnung gesucht, waren auf einen äußerst netten Vermieter gestoßen und konnten sie für die Familie anmieten. Schwester Brunhilde fuhr schließlich selbst den Möbelwagen und die vierköpfige Famile fand eine fast funktionstüchtige Wohnung vor, als sie aus Albanien wieder nach Deutschland zurückkam. Trotz aller Hindernisse kann die 18-jährige Tochter jetzt mit perfekten Deutschkenntnissen studieren und die jüngere Schwester, als fast Klassenbeste, die 7. Klasse des Gymnasiums besuchen. Die Eltern haben beide eine Arbeitserlaubnis bekommen und bestreiten ihren Lebensunterhalt nun selbst.
Auch die Kleiderkammer, die wir ins Leben gerufen haben, läuft jetzt mit festen Öffnungszeiten dank der Hilfe von einsatzfreudigen Frauen und Männern ohne uns weiter. Über 200 Flüchtlinge haben in den vier Jahren von uns Hilfe erfahren. Leider mussten allerdings uns sehr lieb gewordene Familien zurück auf den Balkan, da es für sie, wegen des Flüchtlingsansturms aus z.B. Afrika und Syrien, kein Asyl mehr gab. Heute sind es vornehmlich Christen aus Ägypten, Albanien und dem Iran, muslimische Flüchtlinge aus Syrien und dem Libanon sowie Jesiden aus dem Irak. Nicht selten begleiten wir unsere Flüchtlinge zur Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Bielefeld, Dortmund oder Bochum, und wir sind sehr froh, wenn ihnen Asyl gewährt wird.
Wenn es auch mitunter Rückschläge gibt – bisweilen machen die Ämter oder auch Hausbesitzer, die ausdrücklich nicht an Ausländer vermieten wollen, bei der Wohnungssuche Probleme – so gilt doch unser Motto:
“Gemeinsam sind wir stark!”
Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel sind wir überzeugt:
Wir schaffen es!!!
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben
GENERALAT DER SCHWESTERN VON DER GÖTTLICHEN VORSEHUNG
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